Schwache Schilddrüse? 6 Gesundheitstipps, die dir schaden können

Veröffentlicht am 17. November 2024 um 06:42

Eisbaden, grüner Tee und Low Carb – super gesund oder? Vielleicht hast du schon einige populäre Gesundheitsempfehlungen gehört, die für die meisten Menschen gesundheitsförderlich sind. Doch was für andere gilt, kann bei Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hashimoto kontraproduktiv sein und deine Symptome sogar verschlimmern. Vielleicht hast du dich schonmal gewundert, warum deine Symptome einfach nicht besser werden, obwohl du so gesund lebst? In diesem Artikel klären wir auf, welche vermeintlich gesunden Gewohnheiten du lieber meiden solltest, warum sie deine Schilddrüse schwächen und wie du sie stattdessen unterstützen kannst.

1. Fasten / Nicht snacken / Kaloriendefizit

  • Warum es in der Regel gesund ist: Fasten und ein kontrolliertes Kaloriendefizit können für viele Menschen vorteilhaft sein, da sie den Blutzuckerspiegel stabilisieren, die Insulinempfindlichkeit verbessern und Entzündungen im Körper reduzieren. Zeitweiliges Fasten ist zudem bekannt dafür, die Zellreparatur und die Autophagie (Abbau und Recycling von Zellbestandteilen) zu fördern, was anti-aging und gesundheitsfördernde Effekte haben kann.

  • Warum es bei Hashimoto oder einer Schilddrüsenunterfunktion nicht gesund ist: Menschen mit einer Schilddrüsenunterfunktion haben oft bereits einen langsamen Stoffwechsel. Ein zusätzliches Kaloriendefizit oder längeres Fasten kann die Hormonproduktion weiter hemmen und die Symptome verstärken. Der Hypothalamus, der die hormonellen Signale im Körper koordiniert, reagiert empfindlich auf Energiemangel. Wenn dem Körper zu wenig Energie zugeführt wird, interpretiert der Hypothalamus dies als Stress und kann die Freisetzung des Thyreotropin-Releasing-Hormons (TRH) reduzieren. TRH ist notwendig, um die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zur Ausschüttung des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) zu veranlassen, das die Schilddrüse zur Hormonproduktion anregt. Ein Energiemangel kann so die gesamte Hormonkaskade stören und die Schilddrüse in einen Sparmodus versetzen.

  • Was man stattdessen tun sollte: Statt lange zu fasten oder stark die Kalorien zu reduzieren, solltest du darauf achten, regelmäßig ausgewogene Mahlzeiten zu dir zu nehmen, die aus einer Kombination von Proteinen, gesunden Fetten und komplexen Kohlenhydraten bestehen. Diese Ernährungsweise stabilisiert deinen Blutzuckerspiegel, versorgt deinen Körper kontinuierlich mit Energie und unterstützt die Hormonproduktion. Falls du intermittierendes Fasten ausprobieren möchtest, könnten kürzere Fastenperioden, wie z. B. 12 Stunden über Nacht, eine bessere Option sein. Manche Menschen reagieren aber selbst darauf empfindlich und können von einem "Betthupferl" vor dem Schlafengehen profitieren.

2. Low Carb

  • Warum es in der Regel gesund ist: Eine kohlenhydratarme Ernährung hilft vielen Menschen, ihren Blutzuckerspiegel zu stabilisieren, Gewicht zu verlieren und den Insulinspiegel zu senken, was entzündungshemmende Wirkungen haben kann. Insbesondere bei Stoffwechselproblemen, wie Insulinresistenz oder Typ-2-Diabetes, kann Low Carb helfen, die Gesundheit zu verbessern.

  • Warum es bei Hashimoto oder einer Schilddrüsenunterfunktion nicht gesund ist: Bei einer Schilddrüsenunterfunktion ist der Körper auf Kohlenhydrate angewiesen, um die Umwandlung von T4 (inaktiv) in T3 (aktiv) zu unterstützen. Wenn die Kohlenhydratzufuhr zu stark eingeschränkt wird, fällt der Insulinspiegel ab, was den Cortisolspiegel erhöht. Dieses Stresshormon hemmt die Konversion von T4 zu T3, was den Hormonmangel verschlimmern kann. Kohlenhydrate helfen zudem der Leber bei Entgiftungsprozessen, da sie die Glukose liefern, die für eine effiziente Entgiftung und Hormonregulierung erforderlich ist. Eine zu geringe Kohlenhydratzufuhr könnte die Leberfunktion belasten, was wiederum die allgemeine Stoffwechsellage verschlechtern kann.

  • Was man stattdessen tun sollte: Achte auf eine ausgewogene Kohlenhydratzufuhr, die deinen individuellen Energiebedarf deckt. Wähle vorzugsweise komplexe Kohlenhydrate, wie gesäuerte Vollkornprodukte, Obst oder Wurzelgemüse, die langsam verdaut werden und einen stabilen Blutzucker fördern. Diese Nahrungsmittel liefern nicht nur Energie, sondern auch Ballaststoffe, die deine Verdauung und die Leberfunktion unterstützen.

3. Frieren / Eisbaden

  • Warum es in der Regel gesund ist: Kältetherapie, wie Eisbaden oder kalte Duschen, kann die Durchblutung verbessern, den Fettstoffwechsel anregen und das Immunsystem stärken. Sie fördern die Bildung von braunem Fettgewebe, das bei der Wärmeproduktion hilft und den Energieverbrauch steigert.

  • Warum es bei Hashimoto oder einer Schilddrüsenunterfunktion nicht gesund ist: Menschen mit Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto haben häufig eine geringere Wärmeproduktion, da die Schilddrüse eine Schlüsselrolle in der Regulierung der Körpertemperatur spielt. Kälteexposition zwingt den Körper, vermehrt Adrenalin und Cortisol auszuschütten, um Wärme zu erzeugen. Diese Stressreaktion kann die Schilddrüse weiter belasten und die Hormonproduktion verringern. Die ohnehin schon gestörte Wärmeregulierung wird durch Kälte zusätzlich herausgefordert, was die Symptome, wie Kälteempfindlichkeit, verschärfen kann.

  • Was man stattdessen tun sollte: Sorge dafür, dass du deinen Körper warm hältst und kältebedingten Stress vermeidest. Warme Bäder, kuschelige Kleidung und Infrarotlichttherapie können wohltuend sein, die Durchblutung fördern und helfen, den Körper zu entspannen. Falls du kurze kalte Duschen ausprobieren möchtest, könnten diese in Ordnung sein, wenn du danach sofort für Wärme sorgst – zum Beispiel durch warme Kleidung oder ein paar Kniebeugen, um auch die Muskeln bei der Wärmebildung mit einzubeziehen.

4. Grüner Tee

  • Warum er in der Regel gesund ist: Grüner Tee ist reich an Antioxidantien, insbesondere Catechinen, die Zellschäden durch freie Radikale verhindern können. Er wird oft mit positiven Effekten auf das Herz-Kreislauf-System, die Fettverbrennung und die allgemeine Gesundheit in Verbindung gebracht.

  • Warum er bei Hashimoto oder einer Schilddrüsenunterfunktion nicht gesund ist: Grüner Tee enthält Goitrogene, die die Jodaufnahme in der Schilddrüse hemmen können, sowie Fluorid, das die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen könnte. Goitrogene wirken, indem sie die Enzyme hemmen, die für die Jodaufnahme in der Schilddrüse verantwortlich sind. Fluorid konkurriert mit Jod und kann die Hormonproduktion zusätzlich beeinträchtigen. Eine verminderte Jodaufnahme belastet die Schilddrüse weiter und könnte die Symptome verschlimmern, besonders bei regelmäßigem und hohem Konsum von grünem Tee.

  • Was man stattdessen tun sollte: Wähle stattdessen Kräutertees, die keine goitrogenen oder fluoridhaltigen Substanzen enthalten. Sorten wie Kamille, Pfefferminze oder Ingwertee sind gute Alternativen, die deinen Körper unterstützen können, ohne die Schilddrüsenfunktion zu beeinträchtigen. Falls du grünen Tee dennoch genießen möchtest, achte auf die Herkunft: Grüner Tee aus Japan, insbesondere aus Regionen wie Shizuoka oder Uji, enthält in der Regel weniger Fluorid als Tee aus China, da chinesische Teeanbaugebiete oft stärker fluoridbelastete Böden haben. Beschränke den Konsum auf kleinere Mengen und wähle hochwertige Bio-Tees, um die Belastung zu minimieren.

5. Kohlgemüse (z. B. Brokkoli, Kohl, Blumenkohl)

  • Warum es in der Regel gesund ist: Kohlgemüse ist ballaststoffreich und fördert eine gesunde Verdauung, indem es die Darmbewegung unterstützt und eine gesunde Darmflora nährt. Es ist außerdem reich an Vitaminen, Mineralien und sekundären Pflanzenstoffen, die antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen haben. Diese Gemüsesorten können das Risiko für bestimmte Krebsarten senken und das Immunsystem stärken.

  • Warum es bei Hashimoto oder einer Schilddrüsenunterfunktion nicht gesund ist: Kreuzblütler enthalten Goitrogene, die die Jodaufnahme der Schilddrüse blockieren. Jod ist ein essentielles Element für die Produktion der Schilddrüsenhormone. Wenn die Schilddrüse weniger Jod aufnehmen kann, sinkt die Hormonproduktion, was die Symptome einer Unterfunktion verschlimmern kann. Das Risiko ist geringer, wenn das Gemüse gegart wird, da viele der Goitrogene durch Hitze zerstört werden.

  • Was man stattdessen tun sollte: Vermeide nicht komplett alle Kreuzblütler, sondern bereite sie schonend zu, um die Goitrogene zu reduzieren. Dämpfen oder Kochen zerstört viele dieser Substanzen. Zudem kannst du deine Ernährung mit anderen ballaststoffreichen Gemüsesorten, wie Karotten, Paprika oder Zucchini, ergänzen. Ein weiterer Tipp ist, Jod aus natürlichen Quellen, wie Algen oder Meeresfrüchten, in deine Ernährung zu integrieren, um die Jodaufnahme zu fördern.

6. Intensiv Sport betreiben

  • Warum es in der Regel gesund ist: Intensive körperliche Betätigung fördert die Herz-Kreislauf-Gesundheit, stärkt die Muskulatur und kann die Insulinempfindlichkeit verbessern. Sport setzt zudem Endorphine frei, die das Wohlbefinden steigern.

  • Warum es bei Hashimoto oder einer Schilddrüsenunterfunktion nicht gesund ist: Bei einer Unterfunktion ist der Körper oft schon mit einer eingeschränkten Energieproduktion belastet. Intensiver Sport setzt die Nebennieren unter Stress und erhöht den Cortisolspiegel, was die Schilddrüse zusätzlich schwächt. Cortisol hemmt die Umwandlung von T4 in T3, was den Hormonmangel verstärken kann. 

  • Was man stattdessen tun sollte: Wähle moderate Sportarten, die deinen Körper nicht überfordern, wie Yoga, Pilates, Tai Chi, leichtes Krafttraining oder zügiges Spazierengehen. Diese Bewegungsformen senken den Cortisolspiegel, fördern die Durchblutung und helfen, Stress abzubauen. Leichtes Krafttraining kann sinnvoll sein, sobald sich die schlimmsten Symptome – wie Energiemangel, schlechter Schlaf und Verdauungsprobleme – verbessert haben. Achte darauf, auf deinen Körper zu hören und ausreichend Regenerationszeiten einzuplanen, damit sich dein Hormonhaushalt stabilisieren kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass einige populäre Gesundheitsroutinen, die für viele Menschen förderlich sein können, bei Menschen mit Hashimoto oder einer Schilddrüsenunterfunktion kontraproduktiv wirken. Sie bringen den Körper in Stress, was wiederum die Schilddrüse belastet, ihre Funktion beeinträchtigt und Symptome verschlimmern kann. Stattdessen ist es wichtig, auf eine ausgewogene Ernährung, moderate Bewegung und sanfte Selbstfürsorge zu achten, um Stress auf allen Ebenen zu reduzieren.

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Kommentare

Sandra
Vor 3 Monate

Ihr Lieben, vielen Dank für diesen mir die Augen öffnenden Artikel!!!
Meine Ärztin empfiehlt mir immer wieder, um mein Gewicht zu halten bzw zu reduzieren: Intervallfasten, Lowcarb, mindestens 2-3 Stunden Fitness Center plus Joggen an jedem zweiten Tag und ein quälendes Kaloriendefizit 🤬
Da alles meist nur sehr kurzfristig einen Erfolg bringt und mich eigentlich nur übel launig macht, halte ich es auch nicht durch und abnehmen tue ich eher wenig, im Vergleich zum Aufwand.
Mein Gewicht bleibt gleich und mir geht's s gut, wenn ich viel Spazierengehe, ein paar Kraftübungen mit dem Körpergewicht mache und regelmäßig gute und vollwertige Lebensmittel esse.
Ein Punkt in dem Artikel erlebe ich ganz anders, frieren tue ich ganz selten, mir ist eigentlich immer warm und Wechselduschen finde ich wunderbar.

Warum wissen Ärzte häufig so gar nicht Bescheid, was die Schilddrüse angeht? Und wieso glauben sie erfahrenen Patienten nicht, dass der Stoffwechsel nicht so funktioniert, wie bei Menschen ohne Hashimoto.

Ganz herzliche Grüße an euch und nochmal vielen Dank für eure Arbeit
Sandra