Milchkefir selbst machen: Anleitung, Verwendung & Vorteile

Veröffentlicht am 10. November 2024 um 08:15

Habt ihr schon einmal von Milchkefir gehört? Dieses fermentierte Milchprodukt ist eine wahre Nährstoffquelle und liefert probiotische Bakterien, die zur Darmgesundheit beitragen. Kefir enthält nützliche Bakterien wie Lactobacillus kefiranofaciens, das entzündungshemmende Eigenschaften besitzt und das Immunsystem stärkt, sowie Lactococcus lactis, das antimikrobielle Effekte zeigt und schädliche Bakterien im Darm reduzieren kann. Diese Kombination unterstützt eine gesunde Darmflora, fördert das Immunsystem und kann Entzündungen im Körper lindern. Neben den probiotischen Bakterien liefert Kefir Eiweiß, Vitamin B12, Kalzium und Magnesium, die Knochen, Muskeln und das Immunsystem stärken. Schon ein Glas Kefir (ca. 150–200 ml) pro Tag kann genügen, um von seinen gesundheitlichen Vorteilen zu profitieren.

Selbstgemachter Kefir vs. Supermarkt-Kefir: Die Unterschiede
Selbstgemachter Kefir und industriell hergestellter Kefir aus dem Supermarkt unterscheiden sich deutlich in ihrer Herstellung und Nährstoffzusammensetzung. Selbstgemachter Kefir enthält eine größere Vielfalt an lebenden probiotischen Kulturen, da er aus echten Kefirknollen fermentiert wird, die eine natürliche Kombination aus Hefen und Bakterien bieten. Diese Vielfalt trägt zur Darmgesundheit bei und liefert eine Reihe wertvoller Nährstoffe.

Industriell hergestellter Kefir wird hingegen oft aus standardisierten, isolierten Bakterienstämmen produziert und pasteurisiert, um eine längere Haltbarkeit zu erreichen. Die Pasteurisierung reduziert die Menge der lebenden Kulturen, was die probiotische Wirkung abschwächen kann. Außerdem enthält Supermarkt-Kefir oft Zusatzstoffe, um Konsistenz und Geschmack anzupassen, was bei selbstgemachtem Kefir in der Regel nicht nötig ist. Wer Kefir wegen seiner probiotischen Vorteile und natürlichen Inhaltsstoffe trinken möchte, profitiert daher am meisten von der selbstgemachten Variante.

Kefirknollen – Die Basis für selbstgemachten Kefir
Um Milchkefir herzustellen, benötigt ihr Kefirknollen, auch Kefirpilz genannt. Aber wo soll man die nun herbekommen? Gute Nachricht: Auf Kleinanzeigen-Plattformen bieten viele Menschen Kefirknollen günstig an und versenden diese sogar, da sie sich schnell vermehren und gerne weitergegeben werden – oft sogar kostenlos. Ein Kauf teurer Knollen ist daher meistens unnötig.

Milchkefir selber machen – Verschiedene Methoden für jeden Geschmack
Die Herstellung von Milchkefir ist einfach und lässt sich an eure Vorlieben anpassen. Je nachdem, ob ihr Kefir bei Zimmertemperatur, kühleren Raumtemperaturen oder im Kühlschrank fermentieren lasst, variiert der Geschmack und die Konsistenz leicht. Hier sind die verschiedenen Methoden im Überblick:

  • Kefir bei Zimmertemperatur (18–22 °C)
    Diese klassische Methode sorgt für einen vollmundigen, leicht säuerlichen Geschmack. Stellt das Glas mit Milch und Kefirknollen für etwa 24 Stunden bei Zimmertemperatur ab. Der Kefir wird dadurch prickelnd und leicht dickflüssig – ideal für Getränke oder Bananenmilch. Bei längerer Fermentation entwickelt er eine intensivere Säure und kann geringfügige Mengen Alkohol enthalten, da die Mikroorganismen aktiver werden (normalerweise unter 1%).
  • Kefir bei kühleren Raumtemperaturen (15–18 °C)
    Für eine mildere Säure und etwas mehr Kohlensäure könnt ihr ihn bei kühleren Raumtemperaturen ansetzen. Hier sind die Hefen besonders aktiv und können den Alkoholgehalt geringfügig erhöhen. Diese Methode ist ideal für alle, die eine sanfte Säure und eine etwas spritzigere Textur bevorzugen.
  • Kefir im Kühlschrank fermentieren (unter 10 °C)
    Für eine besonders milde Variante könnt ihr den Kefir im Kühlschrank fermentieren. Die Kälte verlangsamt den Prozess erheblich, sodass es 3–5 Tage dauert, bis der Kefir fertig ist. Der Geschmack bleibt dadurch milder, die Konsistenz etwas flüssiger und die Alkoholbildung minimal bis nicht vorhanden, da die Hefen bei diesen Temperaturen kaum aktiv sind.

Nach der Fermentation
Wenn der Kefir fertig ist, gebt ihn durch ein Sieb, um die Kefirknollen aufzufangen. Achtet darauf, die Knollen nicht zu spülen, da dies die Mikroorganismenflora auf den Knollen beeinträchtigen könnte. Setzt die Knollen danach direkt in einem frischen Glas Milch an, um die nächste Charge zu starten. Der fertige Kefir lässt sich im Kühlschrank etwa 1–2 Wochen lang aufbewahren und bleibt in dieser Zeit frisch und probiotisch aktiv. Mit der Zeit kann er jedoch zunehmend säuerlicher werden.

Woran erkennt man, dass Kefir nicht mehr gut ist?
Normalerweise zeigt sich die Frische des Kefirs an Geruch, Konsistenz, Farbe und Geschmack:

  • Geruch: Frischer Kefir riecht angenehm säuerlich und leicht hefig. Ein scharfer, fauliger oder modriger Geruch weist auf eine mögliche Verderbnis hin.

  • Konsistenz: Kefir kann dicker werden, sollte aber nicht extrem klumpig oder schleimig sein. Schleimige Konsistenz deutet oft auf eine unerwünschte bakterielle Kontamination hin.

  • Farbe: Kefir hat eine milchig-weiße Farbe. Sollten sich Schimmel oder ungewöhnliche Farben wie Grün oder Pink zeigen, ist der Kefir verdorben.

  • Geschmack: Ein intensiver, sehr bitterer oder metallischer Geschmack ist ein Hinweis darauf, dass der Kefir nicht mehr genießbar ist. Ein zunehmend säuerlicher Geschmack ist hingegen normal, wenn er länger steht.

Was kann man mit Kefir und Molke machen?
Die Möglichkeiten mit Milchkefir sind vielfältig! Aus dem Kefir könnt ihr nicht nur leckere Getränke zaubern, sondern auch Molke gewinnen. Hier ein paar Ideen:

    • Frischkäse aus Kefir herstellen
      Falls ihr Kefir zu Frischkäse weiterverarbeiten möchtet, lasst ihn bei Zimmertemperatur etwa 36–48 Stunden fermentieren, bis er eine leicht gestockte, dickflüssige Konsistenz erreicht hat. Alternativ könnt ihr den Kefir auch im Kühlschrank mehrere Tage stehen lassen, bis er langsam eindickt – eine ideale Methode, wenn ihr nicht ständig Frischkäse machen möchtet. Sobald der Kefir die gewünschte Konsistenz erreicht hat, siebt ihr ihn ab, um die Kefirknollen aufzufangen. Ein kleiner Tipp: Es hilft, vorsichtig mit einem Schaber durch das Sieb zu streichen, um den Kefir besser hindurchzulassen. Den gesiebten Kefir gebt ihr anschließend in ein sauberes Tuch und hängt ihn an einem Küchenschrank auf, damit die Molke langsam abtropfen kann. Nach einiger Zeit habt ihr einen cremigen Frischkäse, den ihr mit Salz und Schnittlauch verfeinern könnt.
    • Molke verwenden
      Die abgetropfte Molke eignet sich hervorragend als Zutat in Smoothies, Backrezepten, Dressings oder für Brotteige. Unser leckeres Roggenvollkornbrot-Rezept, welches wir mit Molke backen, findet ihr hier. So bleibt nichts ungenutzt, und ihr bereichert viele Gerichte mit probiotischen Kulturen und Nährstoffen.
    • Kefir-Bananenmilch – Ein Genuss für die ganze Familie
      Eine besonders schmackhafte und gesunde Möglichkeit, Kefir zu genießen, ist die Bananenmilch. Einfach Kefir und eine reife Banane im Mixer pürieren – schon habt ihr ein mildes, cremiges Getränk, das oft auch Kindern gut schmeckt. Die natürliche Süße der Banane harmoniert perfekt mit dem leicht säuerlichen Kefir.

    Tipps und Tricks für die Kefirpflege
    Hier noch ein paar zusätzliche Tipps, damit eure Kefirknollen gesund bleiben und lange Freude bereiten:

    • Kefirknollen pausieren lassen: Wenn ihr mal eine Pause braucht, könnt ihr die Knollen in einem Glas Milch im Kühlschrank aufbewahren, wo sie die Fermentation stark verlangsamen. In dieser "Pause" können die Knollen etwa 1–2 Wochen verbleiben, bevor sie wieder aktiviert werden sollten.

    • Kefirknollen einfrieren: Möchtet ihr die Knollen über längere Zeit aufbewahren, könnt ihr sie einfrieren. Spült die Knollen ab, trocknet sie vorsichtig und legt sie in einem verschließbaren Behälter oder Beutel in den Gefrierschrank. Zum Reaktivieren einfach wieder in Milch geben und ca. 1–2 Tage bei Zimmertemperatur stehen lassen. Der Kefir wird möglicherweise ein bis zwei Runden brauchen, bis die Knollen vollständig aktiv sind.

    • Milchwahl für die Kefirherstellung: Kefir funktioniert mit den meisten Milchsorten, jedoch eignet sich frische, rohe Vollmilch am besten für die Gärung, da sie alle Nährstoffe für die Knollen bietet. Aber auch pasteurisierte und sogar homogenisierte Milch eignen sich bestens für die Kefirherstellung. Ultra-hocherhitzte Milch (H-Milch) und fettarme Milch sind für die Knollen weniger geeignet, da die Nährstoffe verändert oder reduziert sind. Auch Milch von Ziege und Schaf geben leckeren Kefir.

    Fazit
    Milchkefir ist ein wertvolles, vielseitiges Lebensmittel, das sich einfach zu Hause herstellen lässt. Egal, ob ihr den Kefir pur, als Frischkäse, Bananenmilch oder in Rezepten verwendet – eure Darmflora wird es euch danken. Probiert es aus und entdeckt, wie Kefir eure Ernährung bereichern kann!

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